Heute treffe ich eine Dame, der ich zuvor noch nie begegnet bin … Ich werde begrüßt mit einem strahlenden Lächeln und großer Neugier auf mein “Attentat” … Wir setzen uns in ein Café und Sophie ist auch von der Partie, denn ihr habe ich diese herzallerliebste Interviewpartnerin zu verdanken. Leider ist das Wetter nicht sonderlich gut und ich mache mir Sorgen um meine Fotos, aber später werde ich eines Besseren belehrt …
Wer bist du, woher kommst du und was machst du?
Ich bin Daniela Mba, 29 Jahre alt, komme aus Köln, bin aber geboren in der Ukraine. Ich lebe seit 21 Jahren in Deutschland und bin Personal Fitnesstrainerin und Choreographin.
Woher stammen deine Eltern?
Meine Mutter ist Ukrainerin und mein Vater ist aus Äquatorialguinea, Westafrika. Mein Vater ging in die Ukraine um dort Medizin zu studieren, viele Afrikaner haben damals ein Stipendium erhalten. Meine Mutter war Krankenschwester, so lernten sie sich kennen.
Sind deine Eltern noch zusammen?
Nein, seit meinem 7. Lebensjahr nicht mehr. Meine Mutter und ich sind nach Deutschland gegangen, mein Vater blieb dann in der Ukraine. Seit 4 Jahren lebt er jetzt auch wieder in Afrika.
Dany / Mama Tatjana & Papa Selestino
Welche Kultur wurde dir zu Hause vorgelebt?
Ich bin ja in der Ukraine aufgewachsen bzw. habe 7 Jahre dort gelebt, deswegen habe ich die ukrainische Kultur ganz ausgelebt. Im Kindergarten wurden z.B. ukrainische Lieder gesungen usw. Durch meinen Vater kenne ich natürlich auch die afrikanische Kultur. Er hatte auch viele afrikanische Freunde, die mit ihm studiert haben. Ich habe aber leider die Sprache nie erlernt. Mein Vater spricht Spanisch, (Äquatorialguinea ist ja das einzig spanischsprachige afrikanische Land) und er spricht Französisch. Er wollte es mir immer beibringen, aber eher aus Zwang. Zu Hause wurde es nie normal gesprochen, so wie man es bei einem Kind macht, wenn es bilingual erzogen wird. Er wollte immer, dass ich mich hinsetze und es lerne. Das wollte ich aber aus Trotz nie. Ich spreche aber fließend russisch, da es meine Muttersprache ist. Seitdem ich in Deutschland lebe, fühle ich mich schon sehr deutsch. Außer, dass ich afrikanisch aussehe, bin ich nicht wirklich afrikanisch aufgewachsen. Ich kenne meine afrikanische Verwandtschaft auch nicht. Es ist aber mein größter Wunsch mal dorthin zu reisen, da mein Vater ja auch wieder dort lebt. Ich habe dort wohl eine riesen Familie.
Bis du 7 Jahre alt warst, hast du deine Eltern zusammen erlebt, hast du da Unterschiede bemerkt? Beispielsweise,
dass deine Mutter hellhäutig und dein Vater dunkelhäutig war?
Ja, auf jeden Fall! Obwohl wir in einem Land gelebt haben, wo es eigentlich eher selten war Mischlinge anzutreffen, habe ich das nie hinterfragt. Mein Vater hatte eine sehr dominante Präsenz, er war ja Arzt und hat seinen Beruf sehr geliebt und ist darin total aufgegangen. Er war im Gegensatz zu meiner Mutter ein sehr temperamentvoller Mensch, aber ich habe mich nie gefragt, warum mein Vater dunkel ist und meine Mutter hell.
Hast du dich anders gefühlt im Kleinkindalter? Oder gaben andere Menschen dir das Gefühl anders zu sein?
Eher vom Äußeren … Ich war im Kindergarten tatsächlich die Einzige, die dunkelhäutig war. Dadurch, dass ich aber nicht so sehr dunkel bin, ging es aber noch. Die Kids haben mich auf jeden Fall akzeptiert, da gab es überhaupt keine Abgrenzung. Ich glaube, ich habe das auch wirklich meiner Mutter zu verdanken, weil sie mich so erzogen hat, als wäre ich nicht irgendetwas Besonderes. Sie hat mich so erzogen als wäre ich Ukrainerin, natürlich mit einem afrikanischen Background, aber ich habe mich dadurch nie ausgeschlossen gefühlt. Meine Mutter hat mir Selbstbewusstsein mitgegeben, da wurden keine Unterschiede gemacht.
Wie war das, als du nach Deutschland gekommen bist?
Sehr komisch, ich habe sehr viele neue Gewohnheiten erlebt, die ich vorher gar nicht kannte. Dieser Konsum, dieses Ordentliche, dieses Organisierte … Als wir nach Deutschland kamen, haben wir am Anfang bei einer befreundeten Familie gelebt und sie wohnten in einem Dorf. Alles war total geordnet und strikt und das fand ich sehr komisch, aber ich habe mich sehr gut integriert, dadurch dass ich ein sehr neugieriges Kind war. Ich habe sehr schnell die Sprache gelernt und habe mich mit allen Kindern sehr gut verstanden und schnell mit ihnen gespielt. Dadurch und durch’s Fernsehen gucken, habe ich die Sprache sehr schnell erlernt,
– ein lautes Lachen erklang –
muss ich sagen. Ich war diejenige, die meiner Mutter half mit der Sprache. In der Schule war ich auch sehr gut. Ich wollte lernen und hatte keine Scheu vor irgendetwas.
Bist du von dem Lehrpersonal unterstützt worden?
Ja, absolut! Ich vergesse nie den Tag, an dem ich das erste Mal die Schule besuchte. Ich wurde mit fast 8 Jahren eingeschult, da ich erst mal die Sprache lernen musste/sollte, als ich nach Deutschland kam. Ich sollte dort zur Rektorin, die meine Lesefähigkeiten testen sollte, meine Mutter hatte noch eine Freundin mit im Zimmer der Rektorin und fing an zu weinen, nachdem ich vorgelesen hatte, weil ich perfekt lesen konnte. Dadurch sollte ich auch schon in die 2. Klasse versetzt werden, ich habe aber regulär die erste Klasse besucht, da ich schon Freunde hatte. Das Lehrpersonal hat mich also sehr unterstützt.
Wie hast du das empfunden, dass dein Vater – deine afrikanische Seite – auf einmal nicht mehr da war?
So ganz war sie ja nicht weg, da wir ja bei unseren Bekannten gewohnt haben, dort gab es ja auch einen Afrikaner. Ich muss aber auch ehrlich sagen, ich war froh, dass meine Eltern auseinander waren. Sie hatten wirklich keine schöne Beziehung und ich habe sehr früh verstanden, dass diese nicht glücklich war, deswegen war auch ich sehr für die Trennung. Es war für mich aus diesem Grund nicht schlimm, dass wir nicht mit meinem Vater gewohnt haben.
Hast du jemals Probleme aufgrund deiner Herkunft gehabt?
Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass ich wirklich Probleme hatte. Einmal in der Grundschule ja, aber das war auch wirklich das einzige Mal, dass ich mich etwas anders gefühlt habe, weil von der Person auch „Negerwitze“ gemacht wurden. Das alles hat mich eigentlich eher positiv geprägt. Ich bin stolz auf meine Herkunft und dass ich nicht 0815 bin! Früher als Kind wollte ich schon anders sein. Ich wollte meine Locken nicht haben, ich fand meine Zahnlücke nicht so toll, ich wollte immer glatte Haare haben. Dadurch, dass meine Mama mich immer so erzogen hat, mir zu sagen, dass ich so gut war, wie ich war, dass es toll war, dass ich anders aussah, dass ich exotisch sei, war es okay. Ich dachte immer die Jungs würden sowieso nicht auf jemanden wie mich stehen und jetzt habe ich einen deutschen Freund seit Jahren. Die Pubertät hat mich schon etwas geprägt. Da fingen die Gedanken an, ob ich den Ansprüchen gerecht werden kann. Ich habe mich schon etwas unwohl gefühlt, ich hatte keine blauen Augen, keine blonden Haare, keine glatten Haare, da fühlte ich mich schon als Sonderling. In der Zeit, in der ich in einer Kleinstadt gewohnt habe, hatte ich nur deutsche Freunde, das fällt mir jetzt wirklich auf! Seitdem ich in Köln bin (seit ungefähr 8 Jahren) ist es alles gemischt. Eigentlich muss ich echt sagen, dass mich das alles sehr stark gemacht hat und ich bin stolz über meine Herkunft. Ich sage auch direkt, sobald mich jemand nach meiner Herkunft fragt, woher meine Eltern stammen und dass ich hier aufgewachsen bin und mich als Deutsche fühle. Ich habe diese deutsche Mentalität schon, dieses Strukturierte usw. Ich schätze es sehr hier zu leben und ich kann es mir auch gar nicht mehr vorstellen zurückzugehen. Die Ukraine ist für mich jetzt auch fremd, würde ich sagen. Ich kann mich natürlich daran erinnern, durch Fotos, ich spreche mit meiner Mutter immer nur russisch, damit ich die Sprache nicht verlerne, aber es wäre schon ein ganz komisches Gefühl für mich, wieder dort hinzugehen.
Du sagtest, dass du früher nur deutsche Freundinnen hattest und jetzt seitdem du hier bist, Freunde jeglicher Herkünfte.
Ist die Auswahl bewusst oder unbewusst passiert?
Das ist eher unbewusst! Mir war das ja immer egal, Freunde habe ich mir eher nach Interessen ausgesucht. In Bocholt, wo ich aufgewachsen bin, gibt es wirklich nicht all zu viele Ausländer und ich war auch in der Schule eine der Wenigen. Dadurch hatte ich eben sehr viele deutsche Freunde, was mich aber wirklich nur positiv geprägt hat. Ich bin in einer guten Kleinstadt groß geworden, wo man wirklich ohne Probleme und behütet aufwachsen konnte und hatte dort auch wirklich viele Freunde. Und hier in Köln, dadurch, dass im Tanz eben viele Nationalitäten vertreten sind, hat sich das so ergeben.
Man kann also sagen, dass die Herkunft für dich überhaupt keine Rolle spielt?!
Nein, überhaupt nicht! Das Komische ist, ich kenne viele aus dem Bekanntenkreis z.B. Leute, die aus der Ukraine kommen und nur Freunde aus der Ukraine haben, oder dasselbe auch bei Türken. Bei mir ist das aber überhaupt nicht so. Ich kenne auch wirklich sehr wenige ukrainische oder russische Menschen, muss ich sagen. Es war nie so, dass ich mich nach einer Richtung sehne, sei es afrikanisch oder ukrainisch. Ich glaube es war eher so, dass ich mich immer wohlgefühlt habe, wenn alle gemischt waren, weil ich ja selber gemischt bin. Da geht es mir auch gar nicht darum, dass es dieselbe „Mischung“ ist, sondern man merkt, dass die Mentalität dann doch irgendwie ähnlich ist. Egal, aus welchem Land du kommst, wenn das Gemischte in dir steckt, dann merkt man schon, dass man gleiche Interessen vertritt, man weiß man hat die gleichen Konflikte und das prägt einen.
Du hast es schon Mal kurz angeführt, aber ich hätte noch eine bestimmte Frage dazu: Was bedeutet Deutschsein für dich?
Deutschsein bedeutet für mich … Freiheit! Ich denke daran, woher meine Eltern kommen und da war die Freiheit nicht Normalität. In der Sowjetunion gab es den Kommunismus, mein Vater wuchs auf in einer Diktatur und diese beiden Seiten kenne ich nicht. Ich kenne nur diese Freiheit, ich habe mich z.B. vor ein paar Monaten selbstständig gemacht und ich kann mir nicht vorstellen, dass es in einem anderen Land so einfach funktioniert wie in diesem. Unter anderem verbinde ich mit Deutschsein noch dieses Organisierte und die Zuverlässigkeit. Das hat mich sehr beeinflusst! Ich kann schon von mir behaupten, dass ich sehr pflichtbewusst bin, organisiert und zuverlässig und meine Freiheit so leben kann, wie es ich es möchte und auslebe. Das verbinde ich mit Deutschsein!
Wenn du ins Ausland gehst und gefragt wirst woher du kommst, wie beantwortest du diese Frage?
Deutschland!
Sagst du ich komme aus Deutschland oder sagst du ich bin Deutsche?
Ich sage ich komme aus Deutschland, aber wenn sie dann mehr wissen möchten, weil man es ja sieht, dass ich nicht deutsch aussehe, dann erkläre ich mehr. Ich sage aber bewusst Deutschland, weil ich immer sehen möchte, ob es ihnen reicht oder ob sie noch nachbohren wollen. Danach nenne ich zuerst die Ukraine und warte noch mal bis die Frage kommt, was da noch in mir sei. Dann sage ich erst Afrika, so ist meine Reihenfolge. Ich bin hier zu Hause, in der Ukraine bin ich aufgewachsen und die afrikanische Seite kommt von meinem Vater, aber die kenne ich ja nicht. Außer meinem Aussehen gibt es keinen anderen Anhaltspunkt, dass ich Afrikanerin bin. Ich liebe den african Lifestyle, ich kleide mich auch so, meine Haare finde ich toll, ich akzeptiere mich so, wie ich bin, liebe die Musik und versuche den Background auch noch mehr kennenzulernen, aber so ist meine Reihenfolge.
Würdest du sagen, du identifizierst dich eher mit deiner ukrainischen Seite oder gibt es da kein afrikanisch oder ukrainisch?
So würde ich sagen ich bin beides, definitiv! Ich kenne aber die eine Seite mehr als die andere. Ich kenne die ukrainische Seite eben viel mehr, allein durch die Sprache. Wenn ich mit meiner Mutter zusammen bin, gucken wir immer noch russische Filme von früher, oder sie hört die Musik. Ich komme nach Hause und da ist es einfach ukranisch-deutsch, da gibt es ja nichts Afrikanisches. Ich weiß noch, als mein Vater noch hier lebte, da war es absolut afrikanisch. Er hatte viele afrikanische Freunde und mein Vater hat wirklich seinen african Lifestyle auch in Deutschland gelebt. Er war streng katholisch und ist immer in die Kirche gegangen, es gab immer laute afrikanische Musik, laute Unterhaltungen in deren Stammessprache und so weiter. Dadurch, dass ich mit meinem Vater aber kaum aufgewachsen bin, muss ich schon sagen, dass ich die ukrainische Seite viel mehr kenne und mehr Bezug dazu habe.
Fühlst du dich diesem Land zugehörig?
Definitiv! Auf jeden Fall! Ich kann mir auch gar nicht vorstellen irgendwo anders hinzugehen. Ich fühle mich sehr wohl hier, ich weiß auch wie es ist irgendwo anders aufzuwachsen und kenne die Schwierigkeiten. Wenn ich sehe, wie meine Mutter sich durchgekämpft hat und mir das Leben hier schön gemacht hat, danke ich ihr von ganzem Herzen dafür und sie ist für mich auch meine Heldin. Ich habe alles genießen können, eine sehr gute Schulbildung, konnte mir aussuchen, wohin ich damit gehen möchte. Mein Freundeskreis ist toll, ich habe ja keine wirklich große Familie, aber meine Freunde sind meine Familie. Ich habe hier Menschen kennengelernt, die mich immer unterstützt haben. Ich diskutiere auch immer mit Menschen, die nach Deutschland gekommen sind und dann sagen, dass sie sich hier nicht wohlfühlen, weil sie hier keine Möglichkeit hätten. Das verstehe ich z.B. nicht, ich finde man hat hier super viele Möglichkeiten und es liegt an einem selbst, was man daraus macht. Meine Mutter sagt mir heute noch, wenn wir in der Ukraine geblieben wären, wüsste sie nicht was aus mir geworden wäre. Dort hätte ich wirklich gemerkt, wenn ich dann in die Pubertät gekommen wäre, dass ich anders bin. Selbst in Afrika hätte ich es gemerkt, weil da bin ich ja auch ein Sonderling. Deswegen bin ich hier zu Hause. Hier ist jeder unterschiedlich und hier muss ich mich nicht verstellen und kann so sein, wie ich bin. Das ist mir sehr wichtig, deshalb gehöre ich definitiv dazu.
Es war für dich grob gesehen bisher ein sehr positives Erlebnis, aber es gab schon eine Zeit in der du anders sein wolltest!
Woran lag das?
Diese Zeit war wirklich in der Pubertät. In der Pubertät geht sowieso alles durcheinander in dem eigenen Körper und ich war sowieso unzufrieden mit mir bzw. mit dem Äußeren. Man sieht ja dann natürlich auch, wie andere Mädels sich verändern, so äußerlich. Da habe ich mich schon ausgegrenzt gefühlt, aber nicht durch andere, sondern es kam von mir selbst. Was mir aber geholfen hat, war das Tanzen, dadurch war ich eben wieder etwas Besonderes. Es war eine Kleinstadt und man kannte mich immer und das hat mir das Selbstbewusstsein gegeben. Ich war auch gut in dem was ich gemacht habe. In der Pubertät wollte man natürlich auch einen Freund und hat die Freunde der Freundinnen gesehen, die waren alle hellhäutig und hatten glatte Haare, dann fragte ich mich natürlich, ob es an mir liegt. Meine Mutter sagte mir immer, dass die Jungs das mit 16 noch nicht verstehen würden, wie besonders ich sei. Die Jungs waren sehr neugierig, sie fanden mich interessant, aber sie hatten wirklich Berührungsängste. Sie sind mit mir anders umgegangen als mit meinen Freundinnen, die direkt angemacht wurden. Ich habe irgendwann aber an mir gearbeitet bzw. mich weiterentwickelt, sodass ich sagen konnte, ich mag mich so, wie ich bin und danach lief es auch. Das ist auch heutzutage noch mein Motto, man muss mit sich selbst zu 100% zufrieden sein, um andere anziehen oder von dir überzeugen zu können.
Sprechen wir doch Mal über deinen Männergeschmack!
Mein Männergeschmack…
– ein weiteres lautes Lachen schallt durch das Café –
… also ich muss sagen, mein Freund entspricht vollkommen meinem Geschmack. Er ist auch der absolute Traummann für mich! Wenn ich so zurückblicke, habe ich immer deutsche Freunde gehabt, aber nicht bewusst. In der Pubertätszeit stand ich schon so auf „Craig David-Verschnitte“, dunkelhäutig, mit schmachtendem Gesicht. Mit solchen Typen war ich aber nie zusammen, das war eher Träumerei.
Weil es diese nicht gab um dich herum oder was war der Grund?
Das auch, genau! In der Kleinstadt, in der ich lebte, gab es sie natürlich nicht. Als ich dann nach Köln gezogen bin, dadurch, dass es so multikulturell war, habe ich nie gesagt er muss ein bestimmter Typ Mann sein. Das klingt jetzt vielleicht total bescheuert, aber mir ging es wirklich darum, dass die Interessen und die inneren Werte stimmten. Mein Freund ist absolut mein Geschmack, vom Inneren als auch vom Äußeren! Ich glaube nicht daran, dass sich Gegensätze anziehen, vom Äußeren ja, aber was Interessen und Hobbys angeht nicht. Wenn er gar nicht verstehen könnte in welcher Welt ich lebe, dann würde es gar nicht funktionieren. Ich bin gespannt, wie unsere Kinder aussehen werden!
Was würdest du dir wünschen? Gibt es eine bestimmte Vorstellung über das Aussehen deiner Kinder?
Ja, schon. Es soll auf jeden Fall ein Lockenkopf sein, ob hell oder dunkel ist mir egal. Das finde ich ja gerade interessant!
Du möchtest also schon, dass man das afrikanische in deinen Kindern noch sehen kann?
Ja, das fände ich sehr schade, wenn man es nicht mehr sehen könnte.
Ich nenne dir nun ein paar und du sagst mir bitte einfach, was dir dazu einfällt:
Haare…
Haare… Die habe ich früher nicht akzeptiert, ich fand sie doof. Besonders wenn meine Mutter sie mir gekämmt hat, das fand ich sehr bescheuert, weil es so weh getan hat. Heute liebe ich meine Haare und würde sie gar nicht anders haben wollen.
Wie haben andere Menschen auf deine Haare reagiert, damals und heutzutage?
Immer interessiert! Es wird immer gefragt: „Darf ich sie anfassen?“, was ich übelst hasse! Ich bin kein Löwe! Fragen ist auch noch okay, aber wenn sie angefasst werden, ohne zu fragen, dann kriege ich die Krise. Ich mag das nicht, ich bin kein Tier! Obwohl ich keine glatten Haare habe, fasse ich anderen Frauen auch nicht einfach an den Kopf. Ich finde es schön, dass die Leute es feiern und interessierte Fragen stellen, aber dieses Anfassen, das mag ich nicht, es sei denn, ich habe gute Laune und sage ja. Das war in der Kindheit auch so, aber ich habe da nicht so darauf reagiert. Als Kind waren die Kids eher neugierig, aber haben sie nie angefasst.
Das Wort Mischling, was bedeutet das für dich oder wie findest du es?
Schwierig! Ich weiß gar nicht was man sonst dazu sagen soll, wenn ich ehrlich bin, ich weiß gar nicht, wie ich mich sonst bezeichnen würde. Für mich ist es nicht schlimm, wenn ich mich selbst so bezeichne. Ich weiß, dass verschiedene Leute darauf allergisch reagieren, aber jeder Mensch reagiert auf bestimmte Dinge anders. Mir sind z.B. viele bekannt, die es hassen, wenn sie jemand als „Farbiger“ bezeichnet. Mischlinge – man denkt da immer irgendwie an Hunde, als wäre es eine Rasse. In Russland gibt es das Wort Mulattin tatsächlich und ich bin so aufgewachsen, dass dieses Wort auch gebraucht wurde. Ich finde es aber mega schwer zu sagen, wie man das bezeichnet, wenn man zwei Herkünfte hat. Ich sage sehr oft mixed, aber wenn mich jemand als schwarz bezeichnet, dann verstehe ich das nicht, weil ich bin ja gar nicht schwarz. Deshalb bin ich vorsichtig bei anderen und taste mich erst mal heran, wie sie auf das Wort Mischling reagieren.
Eben sagtest du, du seist nicht schwarz! Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Ich bin gemischt, mixed. Ich habe nichts dagegen, wenn man z.B. irgendwo in einer Menge steht und ich bin die Einzige unter Hellhäutigen und es sagt jemand: „Guck mal die Schwarze dahinten!“, dann weiß ich, wie er es meint und akzeptiere das auch, aber ich frag mich, warum man es so benennen muss, weil er ja gar nicht weiß, woher ich komme. Ich finde es schwierig zu sagen ich bin eine Schwarze, weil ich ja gar nicht ganz schwarz bin.
Also sind diese Farbbezeichnungen die Beschreibung die dir nicht gefällt?
Schon! Warum muss man einen Menschen nach seiner Farbe beschreiben? Man kann genauso gut sagen: „Die mit den Locken dahinten!“, oder „Die mit den Sommersprossen!“ Ich finde es interessant, dass man direkt auf die Hautfarbe zurückgreift, um einen Menschen zu beschreiben. Das hat für mich eher einen negativen Beigeschmack.
Und was ist mit Neger?
Das ist ganz schlimm! Das finde ich sehr herablassend, allein wenn ich das Wort schon höre, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Als Kind wurde man auch oft so bezeichnet, z.B. in der Schule wurde das Lied 10 kleine Negerlein oft gesungen, ohne jegliche Rücksichtnahme auf mich. Ich habe es tatsächlich mitgesungen, weil ich dachte, das wäre nur ein Kinderlied, obwohl ich bemerkt habe, dass mein Herz etwas dabei zu ging. Die Kids meinten das natürlich nicht böse, weil sie es auch nicht anders kannten. Was diese Diskussion momentan angeht, dass die Worte Neger aus den Kinderbüchern gestrichen werden sollen, dazu muss ich sagen, die Bücher sollte man so lassen, wie sie sind, die waren nun mal schon immer so, aber wenn man jetzt neue Bücher schreibt und das Wort verwendet, finde ich das nicht gut. Das Wort ist einfach schlimm und man weiß, dass es mit Sklaverei, Unterdrückung und Diskriminierung zusammenhängt und ich verbinde es damit. Deswegen finde ich das Wort sehr unangebracht. Man sollte in der heutigen Zeit so gebildet und modern sein, dass man dieses Wort nicht mehr verwendet und auch die eigenen Kinder so erziehen, dieses Wort nicht zu nutzen. Das Wort höre ich aber wirklich nicht mehr oft. Ich kenne auch niemanden der dieses Wort benutzt, es sei denn, es kommt in Rap-Musik vor, was ich auch nicht gut finde. Ich unterrichte auch im Bereich Hip Hop und wenn die Kinder diese Worte in den Liedern hören auf die wir tanzen, finde ich, muss man den Kindern auch erklären, in welchem Kontext es da benutzt wird und das man es eigentlich nicht einfach so benutzen darf. Und heutzutage haben die Kinder, wenn sie gut erzogen sind, es meistens schon relativ gut verstanden. Das Wort ist für mich einfach ein Tabu!
Welche Rolle spielt deine Herkunft in deinem Beruf?
Das spielt schon eine Rolle, definitiv! Da wird man natürlich auch in eine Schublade gesteckt. Wenn man dort ein bisschen dem Klischee der Hip Hop Welt entspricht, wird direkt davon ausgegangen, dass man das alles beherrscht. Genauso wie alle afrikanischen Jungs Basketball spielen können (um ein anderes Klischee zu nennen). Es ist schwierig … Früher war es so, sobald man dunkelhäutig war, wurde direkt davon ausgegangen, dass man alles kann. Heutzutage ist es aber alles so gemischt, dass da kein Platz ist für Vorurteile. Es geht nicht mehr wirklich um Äußerlichkeiten, sondern um die Leistung, was ich sehr gut finde. Die Szene ist da viel offener geworden und hat sich sehr weiterentwickelt und das auch, egal wo man ist. Ich bin z.B. oft in Amerika um mich tänzerisch weiterzuentwickeln und da merkt man auch, wenn man da in einer Danceclass steht, dass es total multikulturell ist. Dort gibt es sogar nur einen relativ kleinen Anteil von Dunkelhäutigen. Ich finde es geil, dass mittlerweile so viele unterschiedliche Nationalitäten vertreten sind.
Zum Abschluss wüsste ich gerne noch Folgendes:
Siehst du deine Herkunft als Segen oder Bürde?
Als Segen! Absolut! Ich bin stolz und froh darüber, wie alles abgelaufen ist und ich würde nichts ändern. Obwohl meine Eltern keine glückliche Beziehung hatten, aber sozusagen glücklich auseinandergegangen sind, bin ich ihnen trotzdem dankbar über das, was sie mir ermöglicht haben. Ich kann wirklich so leben, wie ich will und bin stolz auf meine Herkunft und hier leben zu können. Und ich möchte, wenn ich eigene Kinder habe, dass sie alle Seiten kennen. Mein größter Wunsch ist, nach wie vor, die afrikanische Seite besser kennenzulernen, nochmal dorthin zu reisen und meine Wurzeln zu erforschen. Denn ich glaube dort wird mich das definitiv noch mal anders prägen und ich werde wahrscheinlich auch noch mal anders denken oder handeln. Ob das jetzt positiv oder negativ sein wird, das wird man sehen, aber diesen Punkt möchte ich, bevor ich selbst eine Familie habe, abgeschlossen haben. Ich möchte sagen können, dass ich beide Seiten richtig kenne!
Vielen Dank für deine ehrlichen Worte Dany!
Wer eine kompetente Trainerin sucht, die den Urlaubsspeck wegzaubert oder
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