Die Sonne brennt, mein Hintern klebt am Sitz des Busses fest, aber alles halb so wild, denn ich werde gleich eine sehr interessante Frau, mit einer Stimme, die wie Honig den Rachen heruntergleitet ;),  in ihrem zu Hause treffen dürfen. Ein Zwischenstop an der Haltestelle “Mohrenstraße” um zu ihr zu gelangen – welch Ironie! Das fünfte Interview des 6 Tage Interview Marathons steht mir nun bevor. Viele Eindrücke in kurzer Zeit, doch ich freue mich jedes Mal auf’s Neue …

 

Wer bist du, woher kommst du und was machst du?

Mein Name ist Bintia, ich werde jetzt bald 37 Jahre alt und bin hier in Berlin, wo wir beide gerade in meiner wunderschönen Wohnung sitzen. Mein Hintergrund ist westafrikanisch und deutsch. Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater ist bzw. war aus Guinea und ich bin groß geworden mit beiden Eltern. Beruflich tätig bin ich in der Immobilien- und Sports­managementbranche.

Hast du Kinder?

Ja, ich habe 3 Kinder! Eine Tochter von 13 Jahren und 2 Söhne die 9 und 3 Jahre alt sind.

Dein Vater stammt aus West­afrika, wie oder warum ist er nach Deutschland gekommen?

Er kam aufgrund seines Studiums nach Deutschland. Erstmals in die DDR, nach Rostock, dann ist er nach Magdeburg gegangen, wo meine Mutter lebte. Sie waren beide erst 18 Jahre alt, also haben sie sich wirklich früh kennengelernt. Sie verliebten sich und bekamen 3 Kinder, meine 2 älteren Schwestern und mich. 1980 wurde mein Vater ausgewiesen, da sein Studium beendet war, aber da meine Eltern bereits verheiratet waren, war es meiner Mutter möglich einen Antrag auf Aus­reise zu stellen und so konnte sie nach Westberlin nachreisen. So kamen wir dann nach Berlin. Deshalb habe ich keinen Bezug zu Magdeburg, ich bin zwar dort geboren, aber meine ersten Erinnerungen beginnen in Berlin.

 

Mama Margita, Bintia & Papa Mamadoubah Bademba / Bintia (rechts) mit ihren Schwestern Lucienne & Jeannette / Bintia & Papa

 

Welche Kultur wurde dir zu Hause vorgelebt?

Bei uns war das irgendwie alles Eins, weil meine Mutter auch sehr Afrika versiert war. Sie war Lehrerin, sie war dement­sprechend auch sehr interessiert, hat kulturelle Hintergrundrecherche geführt und alles in Frage gestellt. In unserer Kind­heit waren wir überall in Afrika unterwegs. In jeglichen Ferien wurde nach Afrika gereist, ich war in Simbabwe, im Kongo, in Nigeria, Senegal, Guinea, Kenia… wir waren überall! Mein Vater war darüber sehr glücklich, weil er einfach eine Frau hatte, die ne‘ coole Socke war – eine Mutter die ihre Kinder mit afrikanischen Stoffen gekleidet hat und sich selbst ebenfalls. Meiner Mutter war es immer wichtig, dass wir wissen, woher wir kommen und warum wir so aussehen, wie wir aussehen. Ich habe anfangs gar nicht wahrgenommen, dass ich anders aussehe, für mich persönlich war ich zur Hälfte dieses und zur Hälfte jenes und genauso war ich richtig. So wurden wir eben erzo­gen und es war ein super Ansatz und so führe ich es auch weiter bei meinen Kindern. Das Beste was man sein kann ist, wenn man mehrere Kulturen vereint. Das ist eine super Grundvoraussetzung niemals limitiert zu denken, andere Menschen auszugrenzen oder gegen jemanden zu sein. Das ist etwas, das eigent­lich alle haben sollten. Die schwarze Seite ist die Seite meines Vaters und dazu gab es immer einen super Draht. Er hatte immer Freunde dabei und wir hatten immer Feste mit allen Afrikanerin in Berlin. Meine Mutter war auch mit sehr vielen Frauen befreundet die Mischlingskinder hatten, so war das, wie eine kleine Community. Ich kenne auch fast alle Misch­lings­kinder in meinem Jahrgang. Es gab immer ein Gefühl von Zusammenhalt und so hat man sich wohlgefühlt, alle waren gleich. Ich habe auch bemerkt, dadurch, dass ich so aufgewachsen bin, erkenne ich wer, woher kommt und auf der Straße grüßt man sich immer. Es ist sofort ein nettes kurzes stummes Nicken und dann geht man weiter. Das ist ein gutes Gefühl, ich liebe das!

Was schätzt du so an deinen zwei Kulturen und hattest du dieses Gefühl schon immer?

Zu meiner Grundschulzeit war ich in Berlin Wedding und war die einzig Dunkelhäutige in der Schule. Es war aber doppelt schwierig, da meine Mutter zu dieser Zeit noch Lehrerin an dieser Schule war und jeder wusste, dass ich die Tochter von Frau Bangura war. Dementsprechend lag der Fokus auch ein bisschen auf mir und ich durfte mir keine Fehltritte erlauben, da meine Mutter einen bestimmten Anspruch an mich hatte. Wegen der Hautfarbe fällt mir nur ein prägendes Erlebnis ein. Das war in der Weihnachtszeit und da war ich, glaube ich, in der ersten Klasse. Wir sollten einen Weihnachtsmann ausmalen und dementsprechend sollte auch die Haut des Weihnachtsmannes angemalt werden. Ich nahm braun als Hautfarbe und das war dann ein riesiges Problem. Ich wurde gefragt, wie ich da braun nehme könne, das wäre doch keine Hautfarbe, aber für mich war das so! Das wurde dann weiter kommuniziert und meine Mutter musste sich erklären, warum ihre Tochter den Weihnachtsmann braun gemalt hätte. Sie hat nach außen aber immer die Seite ihrer Kinder angenommen und hat auch sofort gefragt, was das für eine Frage sei, ob die Lehrer sich mich nicht genau angesehen hätten und das ich mich ganz offensichtlich damit identifizieren würde. Ich habe das intuitiv gemacht, aber erst durch diese Differenzierung fiel mir auf, dass sehr viele blonde Kinder in meiner Klasse waren. Dann fand ich blond auch total super und wollte ebenfalls blond sein. Meine Mutter sagte mir, dass ich das aber nicht bin und daraufhin erwiderte ich, dass sie aber blond sei. Da hab ich dann das erste Mal richtig hingeschaut und bemerkt, dass ich eine weiße Mutter und einen schwarzen Vater habe und hatte sogar eine Phase in der ich lange überlegt habe, ob meine Mutter wirklich meine leibliche Mutter sei. Ich fragte dies sogar meine Mutter und anfangs lachte sie noch darüber, aber irgendwann merkte sie, dass es mein Ernst war. Meine älteren Schwestern sind auch viel dunkler als ich. Ich bin verhältnismäßig hell und irgendwie dachte ich immer, da stimmt doch irgend­etwas nicht. Das waren also solche Phasen … Im jungen Alter habe ich das nicht so ganz verstanden und irgendwann merkte ich, dass es sich richtig anfühlt und das es eben so ist. Früher war ich aber wirklich viel mit meinem Vater unterwegs und fand dessen Kultur einfach toll. Mein Vater war Moslem, aber uns Kindern wurde es immer freigestellt, welcher Religion wir beitreten wollten. Ich habe es sehr bewundert und fand es wertvoll, wie viel mein Vater sich von seiner Kultur bewahrt hat. Ich bin oft mit ihm in die Moschee gegangen und irgendwann habe ich dann auch die Koranschule besucht, um über diese Seite etwas zu erfahren. Um herauszufinden, warum Afrikaner so sind wie sie sind. Es hat mich immer fasziniert. Afrikaner strahlen so eine Ruhe aus und sehen die Dinge etwas gelassener als wir Deutsche. Das war für mich immer ein sehr großer auffälliger Unterschied. Sie haben das Wesentliche gesehen, das ist jetzt nicht unbedingt die Religion, sondern eine Lebenseinstellung. Damit habe ich mich dann befasst als ich so 14, 15 Jahre alt war und das nicht unbedingt um eine Religion zu haben, sondern um einen Weg für mich zu haben, der war eigentlich nicht religiös, sondern da ging es um bestimmte Eckdaten die man sich so aufstellt. Wie möchtest du sein: Sei ehrlich, sei strebsam, betrüge nie! All solche Dinge, die frei von Religion sind, habe ich da gefestigt. Mein Vater ist auch immer unan­gemeldet zu mir gekommen und das ist bei Deutschen ja z.B. nicht so, da ist alles geplant. Ich schätze die deutsche Strukturiertheit, denn das ist ja schon mit einem gewissen Anspruch verbunden. Man hat ein Ziel und möchte dieses erreichen, das finde ich gut. Trotzdem finde ich es aber wichtig, dass zuerst der Mensch gesehen wird und dem Menschen vermittelt wird, dass das Leben schön ist und egal wie hart es ist, alles kann man schaffen und die Familie ist das Wichtigste. Das war die Einstel­­lung meines Vaters und das verbinde ich mit der afrikanischen Seite. Meine Kinder interessieren sich auch schon immer für die afrika­nische Kultur und das freut mich sehr. Sie lesen Bücher und schauen andauernd irgendwelche Dokumentarfilme. Ich lasse ihnen das auch ganz natürlich zufließen, obwohl sie ja nur zu 25% afrikanisch sind. Sie sind halb Deutsch, da die Mutter meines Mannes und meine Mutter deutsch sind, sein Vater ist aber Amerikaner. Trotzdem ist Afrika ein riesen Ding für sie. Als ich später zur Schule, in der Karibik in St. Thomas auf den Virgin Islands, ging, wurde ich erneut auf den Unterschied hingewiesen. Da waren alle schwarz und ich war die Hellste. Als meine Mutter mich abgeholt hat von der Schule hat keiner verstanden, dass sie meine Mutter ist. Ich habe gar nicht verstanden wo die Verwirrung lag und habe gesagt, dass ich einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter habe. Daraufhin wurden Dinge gesagt wie: „Oh Lord, what are you then?“. Ich antwortete damit, dass ich eben beides sei und sie erwiderten: „No, you are confused!“. Diese Ansage fand ich krass, aber auch da war meine Mutter wirklich cool. Man hat dadurch, aber doch schon irgendwie einen „Coolheitsgrad“ auf der Insel gehabt, weil man immer erkannt wurde. Es gibt irgendwie für beide Seiten Vorteile, die man da herausziehen kann. Ich habe es mir nie bequem gemacht und gesagt ich bin eben dieses oder jenes, sondern ich merke ich vereine beides. Ich muss wirklich sagen, für mich war es mein ganzes Leben lang etwas Tolles, dass ich beides hatte. Meine Mama war immer der Drillseargeant bei uns in der Familie. Das darf man jetzt nicht falsch verstehen, ich weiß das sehr zu schätzen und meine Mutter ist auch eine sehr liebevolle Frau die ich sehr liebe. Mein Vater hingegen war einfach der Ruhepol, das hat mich glaube ich magisch angezogen und hat dazu geführt, dass ich mich bei dieser Kreuzung etwas mehr für diese Seite entschieden habe. Es ist für mich wichtig, egal was für eine Tendenz man hat, dass man ehrlich zu sich selbst ist. Was bin ich, was finde ich gut, wie fühlst du dich? Es gibt viele die sich weiß fühlen und sich mit der schwarzen Seite nicht identifizieren können. Sie sind genervt, weil sie anders angeguckt werden. Das verstehe ich auch, weil sie vielleicht nur mit ihrer Mutter aufgewachsen sind und deshalb nie einen anderen Berührungspunkt hatten. Das ist für mich alles nachvollziehbar, ich hatte einfach das Glück, dass mein Vater immer da war, selbst nach der Scheidung meiner Eltern.

 

 

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Haben dir deine Wurzeln jemals Probleme bereitet?

Es gab z.b. Probleme als die Mauer hinunterkam, da war ich 12 Jahre alt. Ich war in Wedding und musste mit der U-Bahn durch den Osten fahren und bevor die Mauer runter kam waren sozusagen alle Ostbahnhöfe gesperrt. Man ist zwar immer durch die Haltestellen durchgefahren, aber es wurde nie geöffnet. Dann wurden die Türen aber geöffnet und es kamen plötz­lich andere Menschen hinein. Diese Menschen hatten eine ganz andere Sichtweise und haben einen angeschaut, konnten es nicht verstehen und fanden es auch nicht gut. Es war wirklich so, dass viele schwarze Kinder in der U-Bahn saßen, die immer dort saßen, weil sie zur Schule fuhren. Das waren völlig adrette und gebildete Kinder. Unter anderem auch Kinder von Botschaftern und es war nie ein Problem und dann fing es an ein Problem zu werden. Wir haben alle französisch gesprochen, weil bei vielen ein französischer Hintergrund da war. Wir konnten auch Deutsch, aber die Haupt­sprache war Französisch. Sie wurde auch in unserer Schule gesprochen und das hat den Menschen aus dem Osten, die einstiegen, einfach nicht gefallen. Da wurden dann Kinder aus der U-bahn geschmissen, es gab körperliche Übergriffe und das war eine Zeit, in der ich kurz vor meiner Pubertät stand und mich damit auseinandergesetzt habe. Ich fand das natürlich überhaupt nicht gut und begann das alles irgendwie auf das gesamte Land zu beziehen. Ich fühlte mich nicht zugehörig, ich dachte ich würde gar nicht hier hin passen, weil man mich auch nicht akzeptierte. In Rostock fing es dann an, dass die Ausländerheime angezündet wurden und das war für mich auch ein ganz großes Ding. Ich habe mich in dem Moment mit allen identifiziert, die Leid tragende waren und habe dann ein Jahr lang aufgehört zu sprechen, weil ich das Gefühl hatte, dass mich sowieso niemand verstehen würde. Ich dachte niemand wäre in der Lage das nachzuvollziehen, weil niemand in diesem Körper steckt und so aussieht. Es ist es einfach Dinge zu analysieren und Ratschläge zu geben, aber das Gefühl hat man nur, wenn man genauso aussieht. Da fühlt man sich auch oft alleine, egal wie viele tolle blonde Freunde du hast, die weltoffen sind etc., sie haben eben nicht so ein Leben wie du und kennen auch nicht das Gefühl solche Blicke zu ernten aufgrund ihres Aussehens. Man kann viel schlauer und viel gebildeter sein, aber du wirst abgewertet aufgrund deines Aussehens – das war in dieser Zeit sehr präsent. Ich konnte nicht verstehen, dass wir uns bei dem Mauerfall für alle so gefreut und mitgefühlt hatten und jetzt kippte es alles. Meine Mutter versuchte es mir immer zu erklären, dass nicht alle so wären, aber das kam irgendwie nicht an. Meine älteste Schwester ist dann nach St. Thomas geflogen, da ihr Mann von dort stammte und nahm mich mit. Als ich dann dorthin kam, gab es nur Schwarze und das fand ich toll. Die Musik, die Menschen ich war einfach begeistert und wollte dort bleiben. Das habe ich dann auch versucht meiner Mutter einzubläuen. Glücklicherweise funktionierte es und meine Mutter beantragte dann ein Sabbathjahr und verfrachtete die komplette Familie nach St. Thomas. Meine Schwestern studierten dann dort und ich ging, wie bereits kurz erwähnt, zur Highschool.

Welche Menschen findet man in deinem Freundeskreis?

Das ist mir letztens erst aufgefallen, da es da um einen Job auf einer Messe ging für die ich noch ein paar Mädels besorgen sollte. Alle Mädels die ich vorschlug waren schwarz und dann fiel mir auf, dass ich gar keine „blonden Mädchen“ kenne. Das ist irgendwie nicht gut, denn ich lebe hier und ich habe gar nichts dagegen und das kommt auch falsch rüber, aber die Sache ist einfach, man ist meistens mit Seinesgleichen. Das kann man vergleichen mit Asiaten oder Juden, alle sind mit sich. Bei mir ist es so wie ich groß geworden bin und ich wurde groß mit Mischlingen und Schwarzen. Ich merke, dass die Mischlingsfreunde die ich hier habe alle vom Kopf her sehr stark sind, da wird nicht lange rum geredet, man macht einfach. Ich weiß nicht so richtig, wie ich das beschreiben soll, aber alle haben ein ähnliches Leben. Ich bin von tollen Frauen umgeben, sie sehen super aus, sie schaffen alles, sie können ganz viel und stecken einfach voller Leben und sind zufrieden mit sich.

Du beziehst viele Charakter­eigenschaften also schon auf die Herkunft?

Ja, ich beziehe vieles auf den Hintergrund, weil das immer ist, was am Ende raus kommt. Wir treffen uns immer in dem Garten einer Freundin, wir kochen viel zusammen, wir backen, da sind dann tausend Kinder, wir sind nur Frauen, es wird nur getanzt und wir haben einen wunderschönen Tag. Wenn der Tag dann zu Ende ist, dann steht keiner auf und geht, dann putzen alle zusammen und räumen auf. Diese Freundschaften sind wie eine große Familie und das liebe ich, jeder würde alles für den anderen tun, egal in welchem Bereich. Ich glaube natürlich nicht, dass das nur eine schwarze Sache ist, aber ich glaube schon, dass Zusammenhalt in unserer Kultur schon eine sehr große Rolle spielt. Ich sehe z.B. bei meinen Kindern, dass meine Kinder sich auch zu Kindern ähnlicher Herkunft angezogen fühlen, sie grinsen Afrikaner in der Bahn an und all solche Dinge.

 

 

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Hatten deine Kinder Probleme aufgrund ihrer Herkunft?

Ja, mein mittlerer Sohn auf jeden Fall! Er ist jetzt in der 4. Klasse. Er hat blaue Augen und sieht sehr speziell aus. Dass er diese Augenfarbe hat, war also immer schon ein Thema. Erwachsene finden es toll und Jungs in seinem Alter finden es komisch. Das war oft ein Neidfaktor in der Schule. Dann kommt noch dazu, dass er ein sehr sensibler, und sozialer Junge ist, er verliert deshalb manchmal den Fokus auf das Wichtige. In der ersten Klasse hatte er es schon, dass dort viele Raudis dabei waren, die haben ihn getreten und gehauen und geschubst. Oft wurde es damit begründet, wie er denn aussähe. Ein Junge sagte: „Wie siehst du eigentlich aus? Wie Kacke, von oben bis unten alles braun!“. Da kam er dann nach Hause, war völlig fertig (er wurde mit 5 eingeschult) und meinte: „Mama, wusstest du, dass du, ich, Papa, alle hier, dass wir braun sind?“. Und da wurde mir klar, dass er das jetzt erst bemerkt hatte und dann auch noch durch diese blöde Situation. Er sagte dann auch noch: „Ich finde das total doof, dass er so etwas sagt! Ich möchte einfach nur so sein wie alle anderen, einfach nur normal!“. Ich versuchte ihm zu erklären, dass er normal sei, so wie er ist und das er besonders sei und genauso richtig wäre und ich ihn mir immer aussuchen würde, wenn es noch 1000 andere Kinder zur Auswahl gäbe. Er erwiderte: „Ehrlich? Möchtest du denn nicht anders sein?“. Ich sagte ihm, dass ich niemals anders sein wollte und es toll fände, dass wir so aussehen. Wir hatten dann eine lange Unterredung darüber und ich habe gemerkt, dass er es nicht direkt akzeptieren konnte, dass es etwas Schönes ist. Das hat natürlich auch etwas mit Selbstvertrauen zu tun, welches man erst entwickeln muss. Man merkt man ist anders und muss erst mal sozusagen gegen eine Übermacht ankämpfen bzw. man muss sich behaupten, da die Übermacht in der Schule weiß ist. Sie hatten dann eines Tages einen Morgenkreis in der Schule und dann fing er an Witze über sich selbst zu machen, z.B. dass er sich mit Nutella eingeschmiert hätte, um es irgendwie zu entschuldigen. Ich habe irgendwann seine Lehrerin darauf angesprochen, dass es mir auffällt und ob es ihr nicht aufgefallen wäre und warum man mich nicht darauf ansprechen würde. Das ist ein Thema und es dürfte in dieser Form kein Thema sein! Ich habe nicht verstanden, warum ein Kind etwas so sieht (im Bezug auf die Beleidigungen des Kindes), so sind Kinder doch eigentlich nicht?! Ich hatte dann ein Gespräch mit den Eltern. Der Vater des Jungen war fertig mit den Nerven, er meinte, dass sie überhaupt kein Problem damit hätten, in dem Kindergarten des Sohnes hätte es auch ein schwarzes Kind gegeben. Ich verstehe auch, dass es schwer ist für Eltern, weil Kinder in verschiedenen Umfeldern sich auch unterschiedlich benehmen. Ich habe es geglaubt, dass es keine rassistischen Eltern waren. Die Kinder kommen nun mal in die Schule und versuchen sich irgendwie zu positionieren. Dieser Junge wollte ein besonders „cooles“ Kind sein und hat das eben auf diese Art verkörpert. Es wurde dann noch schlimmer und artete folgendermaßen aus: Mein Sohn musste in der 2. Woche auf die Toilette und dort gab es zwei 3. Klässler, die ihn mit dem Kopf in die Toilette drückten und sagten: „Geh dahin wo du herkommst, so siehst du nämlich aus!“. Als er dann nach Hause kam, stank er nach Kloake und sagte: „Mama, nicht sauer sein, ich habe alles sauber gemacht!“. Er erklärte mir was passiert war und ich wollte dann natürlich mit ihm in die Schule gehen um es zu klären, aber er sagte: „Nein, du darfst das nicht sagen, wenn ich das sage, dann kriege ich noch mehr Ärger!“. Er hat mir dann auch nicht die Namen der Schüler genannt. Ich ging mit ihm am nächsten Morgen zur Schule und wollte, dass er mir die Jungs zeigte. Das waren tatsächlich kleine liebe Jungs, die einfach nur stärker waren. Es ging dann soweit, dass ich ihn tatsächlich nach einem Monat aus der Schule genommen habe, weil dieses Thema einfach im Weg stand und die Direktorin nicht so reagiert hat, wie ich es mir erhofft hatte. Es stand kein Elterngespräch aus, ich konnte es nicht mal mit den Eltern regeln und von der Direktorin wurde das einfach nur abgetan mit dem Spruch, dass es ja nur Kinder seien. Das fällt für mich nicht unter „nur Kinder“, so etwas muss geklärt werden! Jedes Kind freut sich auf die Schule, so etwas ist sehr wichtig und dieser Moment wurde ihm genommen. Ich habe ihn dann in eine andere Schule gebracht und das Problem direkt mit dem Direktor thematisiert und es ist seitdem kein Problem mehr. Natürlich gibt es überall fiese Kinder, aber in dieser Form gab es das nicht mehr. Ich merke auch unbewusst, dass ich darauf achte, dass meine Kinder sich in der Öffentlichkeit benehmen. Das ist mir sehr wichtig, weil mir bewusst ist, dass wir anders aussehen und mir ist auch klar, dass Berlin sehr offen ist, aber natürlich gibt es auch in dieser Stadt viele Spinner. Ich schäme mich auch, wenn es Ausländer sind. Ich möchte einfach nie dazu beitragen, dass Menschen uns angucken und sagen: „Typisch!“. Ich habe das ganz oft, dass dann Menschen zu mir kommen und mir sagen, wie wohl erzogen meine Kinder sind. Eigentlich ist das affig, aber sie wachsen hier auf und ich möchte, dass sie gute Kinder sind, einen Wortschatz haben der fundamental ist usw. Sie können sich später entwickeln, wie sie möchten, aber die Basis muss einfach stimmen, um in verschiedenen Kreisen einfach bestehen zu können. Der Hintergrund, dass mir das so wichtig ist, ist auf jeden Fall, dass wir anders aussehen und man versucht deshalb erst recht solchen Vorurteilen oder Situationen aus dem Weg zu gehen.

Und was ist mit deiner Tochter?

Meine Tochter ist sehr stolz darauf schwarz zu sein und ist auch sehr hart im Nehmen. Sie erzählt auch jedem, der sie fragt, dass sie Afri­kanerin ist. Sie identifiziert sich voll und ganz mit dieser Seite. Dazu kommt, dass sie eben auch ein Mädchen ist und identifiziert sich deshalb auch sehr mit mir. Sie findet ihre Mama toll und wird deshalb auch groß mit einem Wohlgefühl, weil sie weiß, dass sie auch so ist. Mein jüngster Sohn ist sehr hell und sagt jetzt schon: „Mama du bist dunkel und ich bin total hell!“. Er ist 3 Jahre alt und sieht diese Unterschiede, ich weiß aber nicht woher er das hat. Er findet hell- und dunkelhäutig schön, trotzdem merkt man die Tendenz jetzt schon. Ich denke, dass die Tendenz immer daher rührt, dass man das gut findet, was man viel um sich herum hat.

Wie sieht es denn mit deinem Männergeschmack aus, zu wem fühlst du dich hingezogen?

Bisher hatte ich nur dunkelhäutige Männer. Ich war 14 Jahre lang verheiratet mit einem Mischling. Davor hatte ich nur 2 Freunde, die beide schwarz waren. Ich habe die Erfahrung noch nicht gemacht, einen weißen Mann an meiner Seite zu haben. Ich muss dazu aber auch bemerken, dass mir das ehrlich gesagt noch gar nicht in den Sinn kam, da meine Tendenz immer in die andere Richtung ging. Aber wer weiß was die Zukunft bringt?!

Wenn dich jemand fragt woher du kommst, wie antwortest du?

Ich schaue mir die Person genau an und überlege was sie eigentlich genau hören möchte. Fragt mich sie mich nach meinem Hintergrund, warum ich so aussehe? Oder ist es jetzt in Köln und er sie hört, dass ich anders spreche und fragt mich deswegen. Bei Älteren sage ich automatisch mein Vater ist aus Westafrika und meine Mutter ist deutsch.
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Du sagst also nicht, dass du Deutsche bist?

Nein, ich gebe die Antwort immer so, dass ich schon beide Herkünfte nenne. Ich denke dann ganz oft, man fragt es wirklich aus reinem Interesse und gebe dann auto­ma­tisch die Antwort, die weniger weitere Fragen beinhaltet. Ich habe keine Lust darüber eine Unterredung zu führen. Ich kläre dann auch sofort auf, dass ich hier zur Schule gegangen bin, weil man sich ja dann immer anhören muss, wie toll man doch Deutsch spricht.

Was bedeutet Deutschsein für dich?

Einen Plan haben vom Anfang, der Mitte und dem Ziel. Das man schon weiß, was man in seinem Leben erreichen möchte und das man eine Zielstrebigkeit mit sich bringt. Das ist für mich eine deutsche Eigenschaft. Das man auf einem Weg bleibt, sachlich bleibt und manchmal etwas unterkühlt rüber kommt, das finde ich aber eigentlich gut. Irgendwie habe ich mich damit noch gar nicht so richtig beschäftigt … Ich weiß nicht … Deutschsein bedeutet gute Arbeit leisten!

Du definierst diesen Begriff also über Eigenschaften?!

Ja! Also, wenn man es jetzt von außen betrachtet, dann ist das Klischee eine große blonde Frau und dieses Bild habe ich überhaupt nicht, denn ich finde
es ist eher vermischt.

Was fällt dir denn zu dem Thema Haare ein?

Früher hab ich sie immer glatt getragen, aber nicht weil ich weiß sein wollte, sondern weil ich lange Haare wollte. Jetzt bin ich angekommen und sage ich habe gerne Locken, ich wasche sie und gehe raus. Ich merke einfach, dass ich das schön finde wieder zurück zu den Basics zu kommen. Ich hatte jegliche Haarfarben und Styles und das auch sehr exzessiv. Jetzt bin ich da wo ich sage, dass ich das Natürliche super finde.

Du hast es jetzt schon des Öfteren verwendet, wie stehst du zu dem Wort Mischling?

Ich habe es eher kennengelernt als französisches Wort – métisse. Das war so der Begriff den wir untereinander benutzt haben und das war dann die automatische Übersetzung für mich. Natürlich bezieht sich dieses Wort auf jegliche Mischung von Rassen, aber für mich bedeutet das immer Schwarz/Weiß gemischt. Ich denke dann automatisch an das was ich selber bin. Ich sehe es aber nicht negativ. Ich merke oft, dass Menschen Wortfindungs­störungen haben, wenn sie mit einem sprechen und nicht wissen wie sie es betiteln sollen. Schwarz, oder farbig oder afrikanischer Herkunft, das ist mir alles zu hochgestochen und anstrengend. Ich habe schon immer gesagt der ist schwarz und die ist weiß und sie ist Mischling, das ist einfach die Mitte davon. Das ist sehr praktisch und ich hatte damit auch nie negative Erfahrungen, weshalb ich es hätte ändern müssen. Für mich ist Mischling einfach ein wertfreier Begriff.

 

 

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Was ist mit dem Wort Neger?

Katastrophe! Ich finde das überhaupt nicht mehr aktuell. Ich empfinde es auch als ungebildet. Also, wenn jemand sagt: „Das ist ein Neger!“, da stempel ich mein Gegenüber automatisch als Hinterwälder ab und frage mich was da los ist. Soweit müsste man schon sein, dass man dieses Wort nicht mehr benutzt, selbst wenn man keine Schwarzen im eigenen Freundeskreis hat. Ich hatte z.B. Mal eine Situation, da stand ich an der Kasse vom Penny. Die Kassenfrau war sehr nett, wir unterhielten uns und dann sagte sie: „Ja, was ist denn jetzt mit der Neger­familie im 3. Stock passiert?“. Die Schlange hinter mir war lang und ich merkte nur, dass sich alle verkrampften. Das war wie in einem Westernfilm, wenn einer in den Saloon kommt und alle hören auf zu trinken. Sie hat das überhaupt nicht bemerkt und hat einfach weiter gesprochen. Ich mochte sie aber, denn sie war eine sehr nette Frau. Dann erklärte ich, dass sie gerade in Afrika sind und es fiel immer wieder aufs Neue das Wort Neger, darauf sagte eine Dame hinter mir: „Also, jetzt reicht‘s aber Mal! Dieses Wort, ist das ihr Ernst? Sie wissen schon mit wem sie hier reden …“ und klärte sie auf. Die Kassiererin bekam dann einen roten Kopf und schaute mich schuldbewusst an. Ich sagte ihr, dass ich das nicht persönlich nehme, aber das es schon ein Wort sei, welches ich jetzt nicht so gerne hören würde. Sie könnte doch auch einfach sagen „die afrikanische Familie“, ich sage ja auch bei einer türkischen Familie nicht irgendeinen anderen Begriff. Türkische Familie ist doch völlig ausreichend, dann weiß auch jeder wer gemeint ist. Sie war sehr einsichtig und dann tat sie mir Leid, weil sie so eine heftige Zurechtweisung gar nicht verdient hatte, denn sie meinte das gar nicht so. Aber wie erklärt man jemandem so etwas, das ist ja natürlich auch eine Gefühls­sache. Man hat das auf dem Schirm, weil man sich anders fühlt und deshalb möchte man es erklären, aber manchmal habe ich es auch einfach gelassen. Ich bin dann einfach aus der Situation hinaus ohne es zu klären, weil ich auch nicht der Typ bin der alles auf Rassismus bezieht. Ich bin noch nie der Freund davon gewesen, weil ich denke, egal wie ich aussehe, wenn man selbst mit sich im Reinen ist, muss man sich nicht an solch kleinen Sachen aufhängen. Oder Leute bekehren oder belehren, über solche Dinge. Wenn sie mich nicht fertig machen, muss ich eine andere Person in so einem Moment nicht in Verlegenheit bringen, damit ich mich besser fühle. Ich bin ja kein Missionar! Jeder hat seine Erfahrungen gemacht und ich habe oft Erfahrungen gemacht mit Mischlingen, die das überbewertet haben. Die sind dann in einer „über pro black Phase“ und dann denke ich mir auch, sorry, aber das bist du auch nicht! Wir sind hier in Deutschland und man muss schon irgendwie eine Mitte finden. Alles andere auszuschließen und es nicht gut zu finden, ist auch nochmal ein anderes Extrem. In meinem Fall ist es wirklich so, dass ich damit groß geworden bin. Ich liebe und respektiere meine Mutter und in der Zeit wo es z.B. Sisters Keepers oder Brothers Keepers gab, habe ich nicht mitgemacht, weil ich dachte, ganz ehrlich, eigentlich müssten unsere Eltern dort stehen. Die haben eine krasse Phase durchlebt! Meine Mutter war in einer Zeit mit 3 schwarzen Kindern und einem schwarzen Mann, in der es überhaupt nicht lustig war. In den 60ziger Jahren, im Osten, wo sie überhaupt keiner verstanden hat, wo sie Lehrerin war und nach Hause geschickt wurde, weil sie afrikanische Leder­sandalen trug. Mit diesen solle sie nicht zurückkommen, sonst würde sie ihren Job verlieren. Sie musste andauernd solche Entscheidungen treffen und ist standhaft geblieben. Alles andere, was wir danach erlebt haben, ist vielleicht auch krass, aber ich muss echt sagen, meine Erlebnisse kamen nie an die meiner Mutter heran. Soweit, dass sie auch Familienstreitigkeiten hatte und an den Rand gedrängt und verleugnet wurde oder eine Schande war. Das finde ich, dass ist Stärke, dabei zu bleiben und es als etwas Schönes zu sehen und das auch so weiterzugeben. Sie hat es geschafft, dass alle sie akzeptiert haben, sogar im Busch, wo wirklich Menschen waren, die gar keinen Kontakt dazu haben. Diese Menschen hätten auch sagen können: „Jetzt kommt sie hier her mit ihren privilegierten hellen Kindern…“, da schließt sich für mich der Kreis. Ich muss sagen, ich bin wirklich sehr froh, ich liebe die weiße Seite und ich liebe die schwarze Seite. Ich bin schon in der Mitte, aber ich merke schon, dass mein Freundeskreis eher schwarz ist, weil ich merke, dass da ganz viel Musik ist. Und das ist für mich, glaube ich, auch ein großer Berührungspunkt, weil ich sehr früh angefangen habe Musik zu machen und das kam alles von dieser Seite.

Du hast ja lange Zeit Musik gemacht. Welche Rolle hat da deine Herkunft gespielt? Oder war das gar kein Faktor?

Meine ganzen Mädels mit denen ich Background gesungen habe, die im Studio waren, die mit mir auf der Bühne standen, waren alle schwarz. Wenn ich mir mein Bühnenbild vorgestellt habe, wollte ich, dass ich einen schwarzen Drummer habe, einen Bassist der Cornrows hat … Ich wollte dieses Bild! Ich weiß auch noch, dass es dadurch am Anfang mit meinen Videos ein riesiges Problem war. Sie liefen nicht auf MTV, weil es einfach zu schwarz war, das war die erste Begründung. In der Yvonne Catterfeld Zeit danach – für sie habe ich geschrieben und gesungen – war ihre Musik meiner sehr ähnlich und lief hoch und runter, aber hatte einfach andere Videos. Ich verstehe es schon, die Leute müssen sich damit auch identifizieren, aber die Sprache ist trotzdem Deutsch! Musik ist ein Gefühl und ich glaube, dass auch Deutsche sich damit identifizieren können, wenn sie mich nicht sehen. Und wenn sie mich sehen, dann ist es doch cool, dass ich so etwas mache und dann sieht man doch auch nicht die Farbe. Das war dann auch der Moment, wo ich so bemerkt habe, dass man irgendwie schon anstößt, sogar in der Musik. Es war dann eben noch nicht die Zeit, so ein schwarzes Bild abgeben zu können. Das war dann schon wieder zu viel, aber ich habe trotzdem gesagt, dass ich es deshalb nicht ändern werde. Ich werde jetzt deshalb nicht irgend­wie auf Erykah Badu machen, oder das machen, was ich selbst bei anderen toll finde oder sein möchte, ich habe schon das gemacht was ich auch bin. Jetzt rückblickend, im Jahre 2000 habe ich mein erstes Video gedreht, da ist alles schwarz. Ich fahre auf einem Motorrad mit, dessen Fahrer schwarz ist, ich steige auf einen Berg mit lauter Mädels die schwarz sind, ich stehe dort mit meinem Cousin der eben­falls schwarz ist, lauter Jungs drehen sich um mit meinen Shirts und sie sind auch alle schwarz. Ich meine, klar, ich verstehe es auch ein bisschen, da muss man auch alles andere mit einkalkulieren. Aber ich würde es jederzeit wieder so machen, denn ich denke als Künstler bist du nur echt, wenn du du selbst bist. Wenn ich plötzlich ein völlig „weißes“ Video haben muss, damit es im Fernsehen läuft, dann möchte ich lieber keins haben. Das ist aber glaube ich auch ein Problem was wir haben, wir sind sehr stolz. Rückwirkend hätte ich so viele Dinge machen können, wenn ich kompromissbereiter gewesen wäre, aber ich schaue zurück und denke, wenn ich wieder am Anfang stünde, hätte ich es genauso gemacht, deshalb war es alles richtig so.

Obwohl du es eigentlich schon mehrfach erwähnt hast, wüsste ich abschließend gerne folgendes von dir:
Siehst du deine Herkunft als Segen oder als Bürde, kurz und knapp?

Als Segen! Eindeutig! Ich finde es super schön! Ich finde es ein­fach toll, dass ich diesen kultu­rellen Hintergrund habe. Mein Vater ist vor 2 Monaten gestorben und es war für mich wirklich so, dass ich diese Seite nicht mehr habe. Ich habe zwar meine Mutter, aber mit ihr war ich nie so wie ich mit ihm war. Mein Hauptproblem ist eigentlich, dass ich denke, mir fehlt mehr als die Hälfte von mir selbst. Weil ich mehr das war, als das was ich jetzt übrig habe. Ich kann aber trotzdem nur sagen – wie bereits unzählige Male erwähnt – dass ich blessed bin diesen Hintergrund zu haben!

 

– In Loving Memory Of Mamadoubah Bademba –

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Vielen Dank für deine ehrlichen Worte liebe Bintia!

 

2 Comments

  1. Jasmina
    August 26, 2014

    Wunderbares Interview! Von dem Aspekt, dass es interessant zu lesen ist, wie andere, die mehrere Kulturen in sich vereinen, aufgewachsen sind und hier ihr Leben führen, mal abgesehen, fand ich es besonders schön, von Bintia zu lesen, da sie für mich eine der schönsten Stimmen Deutschlands die Ihre nennen darf!

    Reply
  2. Elisabeth Oelze
    March 12, 2017

    Wie schön, von Dir zu hören. Erst jetzt habe ich diesen Artikel gefunden und freue mich, weil ich Dich kennengelernt hatte als Du noch sehr klein warst. Deine Mutter war meine Freundin und Deine großen Schwestern, besonders Jeanette, können sich vielleicht noch gut an mich und meinem Sohn erinnern. Dein Vater kam damals aus Afrka zurück und mein Sohn war gerade geboren. Er hatte ihn als Baby noch auf dem Arm getragen. Heute lebt mein Sohn in Berlin, ist dort auch verwurzelt und beruflich – Musiker – engagiert. Wenn Du dieses liest und weiteren Kontakt mit mir wünschst, dann schreibe mir bitte. Ich würde mich so sehr freuen, von Euch allen wieder zu hören. Viele liebe Grüße von Elisabeth Oelze

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